Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch der Autorin Bodil Mårtensson.
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Die zärtliche Zeugin
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Taschenbuch
320 Seiten
Btb Bei Goldmann
Erscheinungsdatum:
Februar 2003
ISBN: 3442728940
Übersetzung:
Holger Wolandt
Originaltitel:
"En Chans För Mycket"

Kurzbeschreibung:

Ein brutaler Mord an einem Tankstellenbesitzer ruft Kommissar Joakim Hill und die Polizei von Helsingborg auf den Plan. Die Umstände des Verbrechens sind ungewöhnlich: Der Mann wurde mit einer Binde vor den Augen erschossen, gestohlen wurde nichts. Die Ärztin Catharina Elgh, die den Toten fand, erweist sich in der Folge als wichtige Zeugin mit einer sehr ausgeprägten Beobachtungsgabe. Wenig später stirbt ein zweiter Tankstellenpächter auf die gleiche Weise. Während sich Zeugin und Kommissar näher kommen, setzt Hill das Puzzle eines riesigen Betrugsnetzes zusammen und kann den dritten Mord gerade noch verhindern.

Weitere Informationen (Ext. Link)

Leseprobe

1

Merkwürdig war, wie unberührt alles zu sein schien.
Niemand hatte etwas zerschlagen, Waren aus den Regalen gerissen oder auch nur auf den Boden geschissen.
Es sah aus wie in jeder anderen Tankstelle des Ortes, abends an einem milden Frühlingstag.
Abgesehen davon, dass der Tankwart tot vor dem Kühlschrank mit den Bierdosen lag.
Kriminalkommissar Joakim Hill von der Polizei in Helsingborg konnte sich einfach nicht an den Tod gewöhnen. Eine abgrundtiefe Trauer ergriff jedes Mal von ihm Besitz, wenn er sich mit ihm konfrontiert sah.
Aber das ließ sich kaum vermeiden.
Jedenfalls nicht in seinem Beruf.
Die letzten Exemplare einer Abendzeitung lagen immer noch in ihrem Gestell. Er registrierte, dass das Aftonbladet im Gegensatz zum Expressen ausverkauft war.
Immer wieder erstaunte es ihn, wie viele lächerliche Kleinigkeiten ihm an den Schauplätzen der Morde auffielen.
Als sei das Opfer nebensächlich.
Und als sei das Blut, das über den schwarz gesprenkelten hellen Steinfußboden floss, bedeutungslos, belanglos.
Am Rand seines Gesichtsfelds bemerkte er einen umgekippten Ständer für Rubbellose.
Das Erste, wovon er sich überzeugte, war, ob die Kasse voll war: unberührt wie die Unschuld selbst. Nein, das hier war kein gewöhnlicher Raubüberfall.
Knut Sahlman, Hills Kollege bei diesem Einsatz, erkundigte sich gerade bei den Streifenpolizisten, die an den Zapfsäulen warteten, nach den Details. Auch die Person, die das Pech gehabt hatte, den Ermordeten zu finden, wartete dort.

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Leseprobe

Hill sah durch die funkelnde Panoramascheibe, dass Sahlman ein paar hastige Worte mit ihr wechselte.
Sahlman war in den Augen von Hill zwar ein ganz brauchbarer Polizeibeamter, aber viel zu adrett. Er verwendete außerordentliche Sorgfalt auf seine Kleidung; nie wies seine Erscheinung irgendwas auf, was man nachlässig oder uninspiriert hätte nennen können. Der Mantel aus Mohair mit auffällig breitem Revers war kaum für diese Art von Tätigkeit geeignet. Das galt auch für die dunkelblauen italienischen Wildlederschuhe. Manchmal fragte sich Hill, warum Sahlman überhaupt Polizist geworden war.
Hill war sein genaues Gegenteil. Er kümmerte sich nie auch nur im Geringsten darum, ob Farben zueinander passten, ob es sich um Qualität handelte oder was die Mode gerade vorschrieb. Seine Kleidung musste einfach nur praktisch sein.
Als Sahlman nach einer Weile in den Shop der Tankstelle kam, ging er vorsichtig um den Toten herum, um seine Schuhe nicht mit dem Blut zu beflecken, das in Rinnsalen bis zur Kühltruhe mit dem Speiseeis floss.
"Was glaubst du?", fragte er Hill. "Raubüberfall?" "Eher nicht."
"Der Schuss könnte versehentlich losgegangen sein."
"Recht unwahrscheinlich."
"Ach? Wieso?", wollte Sahlman wissen und klopfte sich verärgert den Puderzucker der offen verkauften Süßigkeiten von seinem teuren Mantel.
"Meine Güte! Schau ihn dir doch an!"
Ratlos sah Sahlman Hill an, senkte dann aber den Blick zu
dem Toten auf dem Fußboden. Der Tankstellenwart lag mit weit gespreizten Beinen da. Seine Hose war nass, wie sie das zu sein pflegte, wenn die letzten Zuckungen den Sterbenden der Muskelkontrolle beraubten. Sein Hals war seltsam verdreht und stieß an die untere Gummileiste des Kühlschranks mit den Bierdosen. Das Blut sickerte immer noch aus dem stummen, geöffneten Mund. Es lief über das Kinn und sammelte sich in einem stetig größer werdenden Fleck auf der Hemdbrust.
Außerdem trug er eine dunkelblaue Augenbinde. Der Schuss, der ihn getötet hatte, war direkt in den Mund abgefeuert worden und hatte vermutlich eine ordentlich große Austrittswunde an der Schädelbasis hinterlassen.
Die Wand dahinter und ein großer Teil des Kühlschranks waren in einem Halbrund mit roten Spritzern übersät, die an eine schicke Reklamegrafik erinnerten.
Doch diese Spritzer waren von unheimlicher Echtheit.
"Shit!
Sahlman war ein moderner Mensch. Er gehörte zur Szene, kannte ihre Sprache und markigen Aussprüche und wurde gelegentlich sogar in den Klatschspalten der Abendzeitungen erwähnt. Die meisten seiner weiblichen Eroberungen waren zwei Jahrzehnte jünger als er.
"Ja", stimmte ihm Hill betrübt zu. Er hatte keine prägnantere Zustimmung in seinem Repertoire. "Hast du die Spurensicherung verständigt?"
"Klar, die rollen an."
Natürlich. Sie waren nicht auf dem Weg- sie rollten an!
Bis dahin war es wichtig, dass sie sich so vorsichtig wie möglich bewegten und versuchten, sich jedes Detail einzuprägen.
Joakim Hill sah sich in dem Ladenlokal um. Das Bild von der Autowaschanlage auf dem Fernsehmonitor war genauso unbeweglich und grau wie der Tote. Die Bürste hing müde und leblos dort draußen, und die seitliche Platzierung der Kamera gab dem Bild etwas Schiefes. Alles an diesem Abend hatte etwas Absurdes.
Nichts rührte sich. Die Lüftung surrte monoton und die blaugrüne Digitalanzeige der Kasse leuchtete grell. Über das Regal mit den Zigaretten schien sich ebenfalls niemand hergemacht zu haben. Es war ordentlich nachgefüllt und bot seinen jetzt noch cellophanumhüllten Genuss allen preis, denen der Sinn danach stand.
Alles war ganz normal - außer der Tote auf dem Fußboden.
Die Tür.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Plötzlich merkte Hill, dass die Kundentoilette einen Spalt weit offen stand. Licht brannte nicht, aber die Tür war nur angelehnt.
Er merkte, wie seine Nackenhaare sich sträubten, und vermied es, nochmals in diese Richtung zu blicken. Vorsichtig näherte er sich Sahlman, der vor dem Zeitungsständer innegehalten hatte.
Wortlos stieß ihn Hill mit dem Ellbogen an, aber Sahlman ließ sich nicht stören.
"Sauerei! Hast du das gesehen?", sagte Sahlman entrüstet und total entgeistert, während er Hill eine Doppelseite des letzten Exemplars vom Expressen hinhielt. "Michael Jackson hat einen Sohn bekommen! Unglaublich!"
"Pst", wollte ihn Hill zum Schweigen bringen.
"Doch, ich bin da ganz deiner Meinung", fuhr Sahlman fort, der gar nicht hingehört hatte. "Über solche Perversitäten sollte man nicht zu laut sprechen."
Joakim Hill begriff, dass er auf sich allein gestellt war. Vollkommen allein. Gleichzeitig griff er nach seiner Dienstwaffe, einer gut geölten Sig-Sauer, Kaliber 9 mm, die in einem Lederhalfter seitlich unter seiner Jacke steckte.
Scheinbar zerstreut schlenderte er durch den Tankstellenshop. Er tat so, als würde er das Angebot an Schlossenteisern,
Videos und fettarmer Margarine prüfen. Als er fast am Ende des Ladenlokals angekommen war, lag die Waffe bereits in seiner Hand. Ihr Gewicht gab ihm Sicherheit, denn er wusste selbst im Schlaf, wie man sie benutzte.
Jetzt stand er an der Kühltheke für Milchprodukte, den Rücken fest gegen die Glastür gedrückt. Er holte ein paar Mal tief Luft und bereitete sich darauf vor, auf die Toilettentür zuzuspringen.
"Meine Güte, kaum zu glauben, was Leute alles für Geld tun! "
Joakim erstarrte mitten in der Bewegung.
Sahlman war jetzt noch mehr in seine Zeitung versunken. Er hielt sie hochkant auf Armeslänge von sich weg und las die mittlere Doppelseite.
"Alles, für Geld zeigen sie wirklich alles! Meine Güte! Hast du gesehen, ein solches Luder!"
Er versenkte sich wieder in seine Zeitung, und Hill atmete aus. Der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn.
Er bereitete sich ein weiteres Mal vor.
Mit einem letzten Atemholen umrundete er die Ecke der Kühltheke und öffnete gleichzeitig die Tür der Kundentoilette mit einem Tritt.
Die Pistole hielt er vorschriftsmäßig mit beiden Händen in Brusthöhe; die Beine hatte er gespreizt.
Die Toilette war leer.
Sahlman klappte die Abendzeitung zu und starrte ihn an. "Was machst du da eigentlich, Hill? Du hast mich fast zu Tode erschreckt!"
Hill antwortete nicht und überließ das Elend dem Gerichtsmediziner und den Männern von der Spurensicherung, die gerade eingetroffen waren. Er öffnete die Tür und trat auf den hell erleuchteten Platz mit den Zapfsäulen.
Die Frühlingsnacht in dieser nordwestlichen Ecke Schonens war angenehm lau, vielleicht jedoch eine Spur feuchtkalt.

Danke an den btb Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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