Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Autorspaares Per Wahlöö/ Maj Sjöwall.
Jetzt Bestellen Die Tote im Götakanal
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Taschenbuch
256 Seiten
Rowohlt TB Verlag
Erscheinungsdatum: 2000
ISBN: 349922951X
Originaltitel:
"Roseanna"
Übersetzung:
Johannes Carstensen
Eckehard Schultz
Kurzbeschreibung

Sie hatte höchstens drei oder vier Tage im Schlamm des Schleusenbeckens gelegen; man konnte noch gut erkennen, dass sie dunkelhaarig und hübsch gewesen war. Über letzteren Punkt gab es auch deshalb keine Zweifel, weil sie nackt in der Baggerschaufel lag. Nackte tragen keine Papiere bei sich. Niemand kennt die Tote, niemand vermisst sie. Ihr Bild erscheint in der Presse, im Fernsehen - niemand meldet sich. Die Obduktion ergibt, daß sie vergewaltigt und erwürgt wurde - vermutlich in dieser Reihenfolge. Schweden hat eine Sensation. Aber davon haben die Kriminalbeamten Beck und Ahlberg noch keinen Mörder. Sie haben keinen Hinweis, keinen Verdachtsmoment, keine Spur - sie haben nicht einmal den Namen der Toten aus dem Götakanal. Den liefern dann nach einigen Wochen die Kollegen aus Lincoln im US-Staat Nebraska: Roseanna McGraw ist nicht von ihrem Europatrip zurückgekehrt; Anfragen gehen an die Behörden der in Frage kommenden Länder. Der Polizeiapparat beginnt zu arbeiten. Ja, die Tote ist Roseanna. Aber der Name hilft auch nicht weiter. Warum musste Roseanna sterben? Wer ist ihr Mörder? Wo hat er die Tat vollbracht? Fragen über Fragen; Polizeiroutine allein liefert hier keine Antworten. Da hat Martin Beck eine Idee: Er beschließt, sich von der Toten zu ihrem unbekannten Mörder führen zu lassen.

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Leseprobe

1

Die Leiche wurde am 8.Juli kurz nach 15 Uhr geborgen. Sie war ziemlich intakt und konnte noch nicht allzulange im Wasser gelegen haben - ein günstiger Zufall, der eigentlich alle Ermittlungsarbeit der Polizei hätte fördern müssen. Im Grunde war es ein Zufall, daß man die Leiche überhaupt fand.
Untenvor der Schleusentreppe in Borenshult ist eine Mole, die die Einfahrt gegen See bei östlichen Winden schützt. Als im Frühjahr der Verkehr auf dem Kanal aufgenommen wurde, zeigte es sich, daß die zufahrt wieder einmal zu verschlicken begonnen hatte. Die Schiffe hatten Schwierigkeiten beim Manövrieren, und ihre Schrauben rissen gelbgraue Modderwolken aus dem Schlamm des Kanalbetts. Es mußte etwas geschehen.

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Schon im Mai beantragte die Kanalgesellschaft beim Wege- und Wasserbauamt einen Bagger. Das Schreiben ging durch die Hände einer ganzen Reihe von ratlosen Beamten un wurde schließlich dem Seefahrtsamt zugeleitet. Das Seefahrtsamt war der Meinung, die Arbeit müsse vom Greifbagger des Wege- und Wasserbauamtes ausgeführt werden, und bei Wege und Wasser fanden sie, das Seefahrtsamt sei - als Verwalter des Greifbaggers - zuständig. Verzweifelt versuchte jemand, die AUfgabe an die Hafenverwaltung in Norrköping abzuschieben, doch die schickte das Schreiben sofort an das Seefahrtsamt zurück, die es unverzüglich an Wege und Wasser weiterleitete, woraufhin jemand einen Telefonhörer abnahm un einen Ingenieur anrief, der praktisch alle Angaben über Greifbagger im Kopf hatte. Seine Freunde nannten ihn Schmutzfink. Er wußte beispielsweise, daß von den fünf verfügbaren Greifbaggern nur einer so dimensioniert war, Daß er die Schleusen durchfahren konnte. Dieser Bagger hieß Gripen, der Greifer, wurde aber natürlich Grisen (das Schwein) genannt und lag zufällig im Fischereihafen von Gravarne.
Am Morgen des 5. Juli legte dieses Baggerschiff in Borenshult an, begafft von den Kindern der Gegend und von einem vietnamesischen Touristen.
Eine Stunde später kam ein Vertreter der Kanalgesellschaft an Bord. um über den Einsatz zu verhandeln, und das brauchte seine Zeit.
Der nächste Tag war ein Sonnabend, und die Besatzung bestand, wie auf einem Greifbagger üblich, aus einem Baggermeister, der gleichzeitig der Kapitän und berechtigt war, das Fahrzeug auch auf hoher See zu führen, sowie einem Baggermaschinisten und einem Decksmann. Die beiden letztgenannten stammten aus Göteborg und nahmen den Abendzug von Motala. Der Chef wohnte in Nacka, und seine Frau holte ihn mit dem Auto ab.
Am Montagmorgen um sieben waren alle wieder an Bord. Eine Stunde später begann man zu baggern. Gegen elf war der Laderaum voll, und der Bagger ging zum Löschen in See. Auf dem Rückweg mußte man einem weißen Dampfer ausweichen, der den Borensee in westlicher Richtung passierte. An der Reling drängten sich ausländische Touristen, die mit hysterischer Begeisterung den ernsten Männern auf dem Bagger zuwinkten. Das Passagierschiff kletterte langsam die Schleusentreppe gegen Motala und den Vätternsee hinauf; zur Mittagszeit war der Toppwimpel hinter dem obersten Schleusentor verschwunden. Um halb zwei begann man wieder mit dem Baggern.

So war der Stand der Dinge: Das Wetter war milde und schön, mit leichten warmen Wind und spielerisch dahintreibenden Sommerwolken am Himmel. Auf der Mole und der Kanalböschung waren ziemlich viele Leute. Die meisten sonnten sich, einige angelten und zwei oder drei beobachten den Greifbagger. Die Schaufel hatte gerade wieder ein Maul voll Schlamm aufgenommen und begann sich zu heben. In seiner Kabine vollführte der Baggermaschinist mechanisch die gewohnten Handgriffe, der Baggermeister trank in seiner Kajüte eine Tasse Kaffee, der Decksmann stützte die Ellbogen auf die verschmutzte Reling und spuckte ins Wasser. Die Baggerschaufel bewegte sich aufwärts.
Als sie sich über die Wasseroberfläche hob, sprang ein Mann auf der Kaimauer auf und machte ein paar hastige Schritte auf das Schiff zu. Er ruderte mit den Armen und rief etwas. Der Decksmann, der kein Wort verstanden hatte, richtete sich auf.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

"Da ist einer in der Schaufel! Anhalten! Da ist einer in der Schaufel!"
Der Decksmann blickte verwirrt zuerst auf den Mann und dann auf die Baggerschaufel, die langsam über den Laderaum einschwenkte, um ihren Inhalt auszuspucken. Schmutziggraues Wasser floß aus der Schaufel, als der Maschinist sie über dem Laderaum zum Halten brachte. Und da sah der Decksmann, was der Mann auf der Mole schon vor ihm gesehen hatte: Über den Rand der Schaufel ragte ein weißer, nackter Arm.
Die nächsten zehn Minuten waren lang und hektisch. Anweisungen wurden herausgebrüllt. Auf der Kaimauer stand ein Mann, der fortwährend wiederholte:
"Es darf nichts angerührt werden. Alles muß bleiben, wie es ist, bis die Polizei kommt ..."

Danke an den Rowohlt Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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